21/7/2023
Freitag
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18:00 Uhr
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Kreuzkapelle Großostheim
20,-€

Blockflötenrecital

Transkriptionen, also Umschreibungen bestehender Werke für eine andere Besetzung, sind heutzutage beliebt, um „Neue Alte Musik“ entstehen zu lassen, aber waren auch zu Bachs Zeiten schon gang und gäbe: So transkribierte Bach beispielsweise einige Vivaldische Violinkonzerte zu Cembalokonzerten. Zu seinen englischen Suiten wurde Bach möglicherweise durch die Suiten von Charles Dieupart angeregt. Dieser in London lebende Franzose hatte sechs Suiten eigenhändig in zwei Fassungen veröffentlicht: Einmal für Cembalo solo, und einmal für Melodieinstrument und Continuo. Bach muss wohl von diesen Suiten sehr angetan gewesen sein – jedenfalls schrieb er sich eigenhändig zwei Suiten Dieuparts ab.

In Großostheim erklingen die neuen Transkriptionen Bachs Englischer Suiten für Blockflöte solo (flauto dolce senza basso) von und mit Martin Erhardt. Diese Transkriptionen sind in mehrfacher Hinsicht eine große Herausforderung: Der Ambitus des Cembalos von vier Oktaven muss auf die gut zwei Oktaven der Blockflöte eingeschränkt werden. Mehrstimmigkeit ist auf einer einzelnen Blockflöte nur latent möglich, durch Arpeggieren. Freilich haben wir hierzu schöne stilistische Vorbilder wie die Flötenfantasien G. Ph. Telemanns. Und nicht zuletzt will die klangliche Opulenz und formale Stringenz besonders von Bachs Préludes zum Tragen kommen! Martin Erhardt hat sich im vollen Wissen um diese Schwierigkeiten dieser Aufgabe gestellt, und denkt, um mit Goethe zusprechen, dass sich erst in der Beschränkung der Meister zeige.

Martin Erhardt widmet sich gleichermaßen Kunst und Pädagogik, Theorie und Praxis, Improvisation, Komposition und Interpretation in Mittelalter, Renaissance und Barock. Er studierte an der HfM Weimar Blockflöte, Cembalo und Musiktheorie sowie „Frühe Modale Musik“ in NL-Tilburg. Seit 2007 lebt er in Halle (Saale) und unterrichtet historische Improvisation und Musiktheorie an den Hochschulen in Weimar und Leipzig sowie Blockflöte am Konservatorium in Halle. Auch konzertiert er als Blockflötist, Cembalist, Organist, Portativspieler und Sänger. Mit den Ensembles Nusmido undall‘improvviso tritt er immer wieder u.A. beim Bachfest Leipzig, den Händelfestspielen Halle und dem Heinrich Schütz Musikfest auf. Er ist Leiter von EX TEMPORE (Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik) und Autor des Lehrbuchs »Improvisation mit Ostinatobässen«.

Martin Erhardt, Blockflöte

J. S. Bach (1685-1750)

Englische Suite II a-Moll (BWV 807)

gespielt auf einer Voiceflute (Flûte de voix) in d

anon. (Ms Lo 29987, um 1400)

Belicha (Istanpitta)

gespielt auf einer Kopie der „Dordrecht-Flöte“ in c2

J. S. Bach

Englische Suite IVF-Dur (BWV 809)

gespielt auf einer Fourthflute (Flûte du quart) in b1

Guus Janssen (geb. 1951)

Largo (1989)

gespielt auf einer Tenorblockflöte in c1

J. S. Bach

Englische Suite VId-Moll (BWV 811)

gespielt auf einer Altblockflöte in f1